Begegnung mit dem Dramms

lange waren sie gewandert. Thorben hatte das Gars getragen. Das Gars sollte leben- wie er gelebt hatte unter den Gars. Ihr Weg musste gegangen werden aber das Gars war noch zu schwach um selber gehen zu können, deshalb und nur deshalb trug er es. Nun war es eingeschlafen.
Thorben legte es sacht ins Gras, in den Schatten der Bäume, und ging zu dem nahen Fluss. Er beobachtete die Libellen, das Glitzern des Wassers in der Sonne. Er war der Prinz der Turanen. Seine Mutter war vom eigenen Vater in den Tod gestossen worden. Thorben schauderte es. Selbst hier an diesem sonnigen Ort, glaubte er in diesem Augenblick die Schreie seiner Mutter zu hören. Selbst hier an diesem idyllischem Ort,  gab es kein Entkommen vor den Drumms.
Verblüfft sah Thorben auf. Da saß ein Dramms auf einem Stein mitten umgeben vom Wasser des Flusses. Es saß einer kleinen Merrjungfrau gleich anmutig auf dem Stein. Kokett sah es ihn an. "Wie geht es Dir Thorben, Prinz der Turanen?", fragte es. Thorben sah es an. "Das interressiert dich doch gar nicht!" flüsterte er trotzig , während er seine Hand ins Wasser gleiten ließ als wolle sie die Tränen die von seiner Wange tropften im Wasser auffangen. "Ein Fluss voller Tränen? Prinz der Turanen, was erwartest du? Dein Weg, dein Dramms- es gibt keine Erklärungen. Wir stießen dich ins Leben, wir gaben dir Blicke frei, daß ist mehr als andere jemals erlangen dürfen. Manche wandern ihr Leben lang ohne jemals etwas von einem Dramms gesehen zu haben. Weißt Du eigentlich wieviel Gnade dir zuteil wurde Thorben?" "Ach bitte, bitte gebt mich frei, ich will nicht sehen was andere nicht sehen wollen, will nicht handeln müssen wenn andere sich umdrehen und die Schulter zeigen. Ihr zeigt mir manchmal den Weg, aber ich weiss nicht warum und ob es richtig ist. Meine Träume zeigen mir mehr und doch bleibt stets die Frage war es ein Traum? Wo beginnt ihr Dramms und wo endet Thorben. Und obwohl ich es nicht will, stelle ich  mir die Frage wenn ihr schweigt ob ich es nicht wert bin. Habe ich mit Recht verloren was mir nie zustand und dann  zwingt ihr es mir wieder auf, jedes Wesen- eine Verantwortung. Jeden Tag habe ich Angst zu versagen, jeden Tag. Gebt mich bitte frei. Ich müsste das Gars hassen, so grausam war es zu mir. Doch als  ich vor kurzem mein Spiegelbild sah, wurde mir gewar warum es so handelte. Wie sollte ich es noch hassen? Ich kann noch nicht einmal mehr hassen. Es tat mir so weh- es schmerzt mich jeden Tag. Vielleicht war es weniger der körperliche Schmerz als ihre Blicke, ihr Worte am schlimmsten war die Stille ihres Schweigens- dieses Schweigen, gefangen zu sein in den eigenen Gedanken, in den Fragen ohne Antworten, das Schweigen war wie ein Tod. Wie oft  habe ich gehofft- nur eine Antwort. Ich war noch nicht mal eine Antwort wert" , schluchzend verbarg der Prinz der Turanen sein Gesicht in den Händen.
Thorben weinte etliche Zeit. "Der Haß im Schloß tat nicht so weh, wie die Liebe der Gars. Ich bin es nicht wert, ich will keine Stille- kein Schweigen."
Das geflügelte Wesen flog auf, sacht küsste es den Prinzen der Turanen auf die Wange, küsste seine Tränen auf, die über sein Gesicht liefen. Es sammelte sie auf seinen kleinen Händen und hiele sie in die Sonne. Das Licht der Sonne brach sich in ihnen und als das Dramms sie hochwarf, erschien es als würden tausende Diamten mit gleißendem Licht zur Erde fallen. Es lachte auf und flog einfach davon.
Es herrschte Schweigen- Stille, nicht einmal eine Antwort, hatte es gegeben.
"Keine Geburt ohne Schmerzen, keine Liebe ohne Haß , keine Antwort ohne Fragen, König Thorben", sprach das Gars. Manchmal liegt es nicht an der angeblichen Unwürdigkeit des Fragenden, vielleicht ist manchmal mehr Charakter für eine Antwort nötig, als man geben kann.", sprach das Gars und kuschelte sich an Thorben. Versonnen streichelte Thorben das flauschige Fell seines Weggefährten .
Manchmal kosten Freundschaften mehr, sie kosten Stolz und harte Arbeit, aber diese Freundschaften sind ein besonderes Gut. Sie fragen nicht nach der Entlohnung, nicht nach dem Wert oder dem Ansehen. Es gibt Freundschaften die entstehen einfach aus einer Art Liebe, einer Erkenntnis  heraus, sei man noch so unterschiedlich.
So eine Freundschaft wurde in jenem Augenblick zwischen dem Gars und Thorben geschlossen. Das Gars wusste nicht ob es richtig gewesen war diese Antwort zu geben aber es hatte den Mut und den Charakter besessen zu antworten.





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