Der Wind


Siehst Du den Baum gebeugt im Winde,
in unsichtbaren Mauern gefangen mein Kinde,
ahnst Du im Tanz des Grases ein Grauen
wenn du vor Schatten erschrickst, kannst Du keinem trauen.

Manchmal säuselt der Wind süß und will Dich betören,
halte zu die Ohren, die sonst alles hören.
Verschließe Deine Augen, die sonst alles sehen
achte genau auf den Weg den Du musst gehen.

Verbirg Dich nicht bei dem, der Schutze verspricht.
Was noch eben gesprochen, es gilt doch nicht.
Der Freund, er verrät Dich gar zu gern-
hält er mit Dir die Angst sich fern.

Gehe  gerade und stolz mit der Gefahr im Rücken
und Schmerzen im Herzen, wenn andere sich bücken.
Und  dünkt es Dir, als berste der Verstand Dein
vor dem, was niemals rechtens kann sein.

Wenn Wahrheit der Lüge verfällt nur aus Macht,
erlischt der Glanz der Sterne und es wird finstere Nacht.
In jener Nacht, da herrschen die Schatten,
die immer schon Angst vor dem Lichte hatten:

Wesen, die kriechen und die sich schlängeln,
Gewürm, das über die Vögel will sich drängeln.
Doch was ihre Angst und was ihr Erschrecken-
selbst das Böse kann Lichter im Menschen wecken.

Erscheint dieses Licht, so schreien sie auf-
gehe weiter mein Kind! Höre nicht darauf!
Gehe Deinen Weg, um das Licht zu bringen,
dann brauchst Du nie mehr mit den Schatten zu ringen.
                                                                             Astrid Eifel-Gerber


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