Die Nachtigal


In der Dämmerung im Garten werweilend,
sah ich Sonn vorm Monde eilend,
lauschte Grillens sanften Klang,
vernahm der Vögel müden  Sang,
und des Tages letzter Strahl -
heimlich sich vom Himmel stahl.

Hörte ein Zischen ,schlangengleich,
Eule verteidigte ihr Reich,
während Käuzchens Rufen klagte,
kaum mehr ich zu atmen wagte.
Vernahm ein Rascheln und Rumoren,
sanft,  doch bedrohlich in den Ohren,
und erregte die Phantasie,
sah Gestalten wie noch nie.
Weidens Arme wollten greifen
mich mit ihren langen Schweifen,
doch ein zweiter Blick dahin
ließ mir schwinden fast den Sinn.
Sah einen Troll im Mondenschein,
sagte mir, das kann nicht sein.
Winde stiegen sanft empor,
schoben Wolk dem Monde vor,
Nebelgeister traten auf,
jagten sich im wilden Lauf,
während dieses nächtgen Spiels
flüchtend ich ins Grase fiel.

Da vernahm mein Ohr
Melodie wie nie zuvor.
Sanfte, wilde, schöne Klänge
irdische, doch fremde Sänge.
Der Nachtigal bezaubernd Weise
zog mich fort, ich ging auf Reise.
Lernte, liebte, gelobte Treue
berauscht an Liedern ohne Reue,
und in der Welt nur schemenhaft
fühlt ich neue selge Kraft.

Was mich Angst und Bang gemacht,
waren auch Kinder dieser Nacht.
Schön und doch auch fremd zugleich -
zeigte die Nachtigal ihr Reich.







                                                                          Astrid Eifel-Gerber



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