Filou, der Katzencasanova


In einer großen Stadt in Frankreich, die Stadt der Liebe genannt, genauer gesagt in Paris, lebte einmal ein Kater, namens Filou. Ein schöner Kater, mit einem glänzendem Fell und wunderschönen strahlenden, grünen Katzenaugen. Überall in Paris hatte er Freunde, Katzen- und auch Menschenfreunde, und so fehlte es ihm an nichts.
Wenn die Nachmittagssonne am Himmel stand, lag er auf einem Dachvorstand, döste vor sich hin und ließ sich die warmen Sonnenstrahlen aus sein weiches Fell scheinen. Hin und wieder stolzierte er mit erhobenen Kopf durch die vielen Gäßchen, oder durch die vielbesuchten Straßen und berühmten Stätten von Paris.
Der Eiffelturm, der Arc de Triumphe, das Palais de Louvre, der Sacre Coeur, das Moulin Rouge und viele andere beliebige Sehenswürdigkeiten waren ihm wohlbekannt, denn er war eine Katze aus Paris.
In der Nacht jedoch wurde unser Kater zum Casanova. Fast in jeder Gasse, die er durchschritt, hatte Filou eine Katzenfreundin. Gemeinsam saßen sie auf den Dächern und ganz Paris lag ihnen zu Füßen. Miauend  und schnurrend schmolzen die Herzen der Katzendamen dahin.
Nun, eigentlich hatte Filou nicht zu klagen, doch tief in seinem Casanovaherzen wünschte er sich eine Katzendame zum Treusein. Auf die Dauer wurde es doch sehr anstrengend, die ganze Nacht unterwegs zu sein und von einem Dach zum anderen zu werben.
Er wünschte sich ein richtiges Zuhause. Ein Frauchen oder ein Herrchen zum Verwöhnen und natürlich eine ganz besondere Katzendame zur Frau.
Aber wo sollte er suchen?
Keine Gasse oder Straße in Paris war ihm fremd. Überall hatte er schon gesucht. Wo Sollte er seine Herzdame wohnen?
Tiefbetrübt lief er ziellos durch die Straßen von Paris; nirgendwo war sie zu finden.
An einem diesigen Nachmittag im Herbst, kalte Winde wehten durch die Straßen, machte sich Filou auf um sein Revier zu erkunden.
In einer kleinen Nebenstraße, abseits des Lärms der Stadt, hörte er ein glockenreines Miauen.
Was war das? Diese Stimme hatte er noch nie gehört.
Er schaute hoch und zwei Blicke trafen sich wie Pfeile. Sein Herz schlug wild und er wußte genau, dies ist sie, seine Herzdame.
Ihr weiches Fell glänzte durch den herabfallenden Nebel, ihre Augen strahlten wie zwei Sterne. Stolz saß sie dort oben auf dem Balkon, schaute ihn an und ließ immer wieder ihr süßes Miauen hören.
Wie oft war er im Sommer schon hier entlang gelaufen, doch niemals hatte er sie bemerkt.
War sie neu in der Stadt?
Er saß unten am Straßenrand und schaute unentwegt nach oben. Ihm wurde klar, heute Nacht werde ich um sie werben, bis sie mir gehört.
In diesem Augenblick wurde die Tür des Balkons geöffnet und seine heißgeliebte Katzendame entschwand seinen Blicken.
Wie sollte er es nun anfangen, dort eine Heimat zu finden und dieses wunderbare Geschöpf zur Frau zu bekommen?
Er hatte das Gefühl zu schweben, selbst der Nebel und die kalten Winde spürte er nicht. Er war über beide Ohren verliebt.
Nun, der Nachmittag war vorrüber und näher rückte die Nacht.
Wie im Traum lief er die Straßen entlang, - hörte nicht das süße und verführerische Miauen seiner vielen Katzenfreundinnen- , bis hin zu diesem wunderbaren Balkon, dem Platz wo seine Herzensdame wohnte.
Nach längerer Suche fand er nun einen Weg zum Dach des besagten Hauses. Kein Abgrund war zu ihm zu tief, keine Hauswand zu steil. Er hatte endlich sein Ziel erreicht und nun begann die Werbung. Laut und ausdauernd begann er zu miauen. bevor sie nicht auf dem balkon erschienen ist höre ich nicht auf.
" Sei mein, sei mein, meine holde Katzendame", schien er ihr sagen zu wollen.
Mittlerweise gingen in der Nachbarschaft viele Lichter an, die Fenster wurden aufgerissen und Schimpfworte gerufen. Filou ließ sich nicht stören. Auch als etliche Pantoffel und Blumenkübel in sein Richtung geworfen wurden, hörte sein Werben nicht auf.
In dem besagten Haus blieb es dunkel.
Der Morgen dämmerte und Filou wurde müde. Tieftraurig zog sich der Casanova zurück. Es war ihm noch nie passiert, daß sein Werben nicht erhört wurde.
Die Katzenwelt von Paris stand Kopf. Filou war das Stadtgespräch an diesem Morgen. Die Katzenfreundinnen rümpften die Nasen und zogen beleidigt und verschmäht von dannen. Filou war verliebt und es gab nunmehr keine Chancen für die übrige Katzenwelt.
Am frühen Abend bezog Filou wieder Stellung in der Nähe seiner Herzensdame und wieder ließ er sein werbendes " Sei mein, sei mein, meine schöne Herzensdame" hören. Nach unzähligen Versuchen; der Mond stand voll  rund und golden am Himmel, wollte Filou aufhören. Plötzlich hörte er ein glockenreines Miauen unterhalb des Daches.
Sie war es. Sein Herz raste wieder wild und unbändig und er sah in diese strahlenden Augen. Für Filou ging mitten in der Nacht die Sonne auf.
Mit erhobenem Haupt stolzierte er auf dem Dachsims entlang und bald darauf war er nicht mehr allein. Gemeinsam saßen nun beide Katzen nebeneinander auf dem Dach, sahen in den sternenklaren Himmel und Filou schenkte seiner Angebeteten den Mond und ganz Paris, das ihnen zu Füßen lag.
Wie glücklich er war, es war wie im Traum.
Als der Morgennebel aufstieg war seine geliebte Colette im Haus verschwunden.
Nun hatte er seine Herzensdame endlich gefunden, nur wie sollte er seine Heimat dort unten finden?
Er saß immer noch auf dem Dach, träumte von vorherige Nacht und grübelte darüber nach, seine Heimat zu finden. Er bemerkte nicht, das auf dem kleinen Balkon ein Schälchen Milch und etwas Katzenfutter ausgestellt wurde.
" Guten Morgen mein kleiner Casanova", sprach eine leise Stimme zu ihm, " möchtest Du nicht mit Colette frühstücken. Du mußt doch sehr hungrig und durstig sein, von Deinem Liebeskonzert in der Nacht". Nach diesen Worten verschwand die die nette Frau und Colette betrat den Balkon.
Wieder schien für Filou die Sonne aufzugehen.
Noch etwas verwirrt betrat er den kleinen Balkon und beide frühstückten zusammen. Nun stand fest, aus diesen beiden Katzen wurde ein Paar.
Jede Nacht kam Filou zu diesem Haus und immer mehr wurde dieser Balkon für ihn zur Heimat. Schnell freundete er sich mit Monique, dem Frauchen von Colette an und sein Traum  von einer neuen Heimat und einer Katzendame zum Treusein erfüllte sich.
Von nun an lief er nur noch mit Colette durch die Straßen von Paris uns sie bewunderten zusammen die Sehenwürdigkeiten. Wenn sie müde wurden, liefen sie schnell zum kleinen Balkon und ließen sich gemeinsam die Sonnenstrahlen auf ihr Fell scheinen.
Die Katzendamen von Paris waren zutiefst enntäuscht und verzogen sich in ihre Häuser, wenn sie Filou mit Colette die Straßen entlang gehen sahen. Filou war nun vergeben.
Monique war sehr nett, sorgte sehr gut für die zwei Liebenden und war froh, das Colette nun einen Katzenmann gefunden hatte und nicht mehr alleine war.
Es dauerte nicht lange und aus den zwei Liebenden wurde eine kleine Familie mit drei süßen Katzenkindern, darunter zwei weitere Katzencasanovas und eine süße Katzendame.
Filou hatte endlich alles was er sich gewünscht hatte und wurde ein treuer Kater und ein guter Katzenvater.
Monique und die ganze Katzenfamilie wohnten noch lange in dem kleinen Haus, abseits des Lärms von Paris, glücklich zusammen.
Und wenn man an seine Träume und Ziele ganz fest glaubt, gehen sie auch in Erfüllung.


Geschrieben für meinen lieben Sohn Pascal von Deiner Mutter                                                  Tawern, 23.02.1995



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