Gedanken eines Gars


Langsam erholte sich das Gars. Da es noch zu schwach war um selbst laufen zu können wurde es von Thorben getragen. Das schien nett von ihm zu sein, aber das Gars war zu klug um nicht zu erkennen , daß der Prinz der Turanen versuchte seine Gedanken  zu ordnen. Es ging aber nicht nur um Gedanken, sondern auch um Gefühle. Was wog mehr? Das Denken oder das Fühlen? Der Knabe sah sich noch als das Kind, daß er gewesen war, nicht als der, der er nun war. Wie würde er mit seiner Wandlung umgehen? Wie sollte er begreifen? Thorben war vorher ein gefanger Geist in einem schwachen Körper gewesen. Doch durch die Gars,  war sein Körper so stark wie sein Geist geworden. Er musste es nur erkennen.  Wahrlich hatte der Prinz der Turanen Schmerzen ertragen müssen. Doch war nicht jede Wandlung mit Leiden verbunden? Was die Gars getan hatten war aus Liebe geschehen. Aber was war Liebe, was war Haß? Liebe war nicht nur Wärme, Vertrauen, Geborgenheit, sondern Liebe war auch Schmerz, Wut und Verrat. Das was man lieben sollte, mußte man doch schützen. Doch wo war Thorben geschützt worden? Konnten man aus Liebe grausamer sein als im Haß?
Mit Thorbens Haß konnte das Gars leben. Was es getan hatte war aus Liebe geschehen.  In jenem Augenblick als es sich für den Prinz der Turanen entschied hatte es sich dem Leben des Knaben untergeordnet. Mit allen Konsequenzen. Es hatte sogar seinen eigenen Tod akzeptiert. Aber es hatte ihn auch mitleidslos gequält. Hatte ihn beobachtet in seinen Schmerzen. Wie weit gehen? Was war möglich um ihn neu erstehen zu lassen? Und nun da es den aufrechten stolzen Jungen betrachtete, fragte sich  das Gars doch  ob es rechtens war. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals wenn es den Blick von Thorben gewahrte, seine Kämpfe, sein Leid in den Gedanken und Gefühlen. Doch würde der Prinz der Turanen dem Gars verzeihen, was dann? Das Gars selber konnte es sich nicht verzeihen. Hatte  es recht gehandelt ? Die Zukunft lag auf dem Spiel. Aber was war mit Thorben. Was lag ihm an seiner Zukunft? Ginge es nach den Dramms würde Thorben der Herr der Turanen werden. Ein aus Schmerzen geborener König, wie würde er sich dabei fühlen? War der Preis den er bezahlt hatte nicht zu hoch gewesen. Die Zeit des Matyriums, die Schmerzen am Wahnsinn. Wer hatte das Recht zu entscheiden? Die Dramms, die Gars, das Schicksal? Wenn es nur das Schicksal gab, warum dann leben? Waren alle nur Figuren in einem riesigem Spiel der Dramms? Doch was wenn die Figuren leben wollten? Nicht nach dem Willen der Dramms, sondern nach dem der Figuren selber. Der Wille war entscheidend. War er der letzte seiner Art so mußte das Gars die Wahrheit erkennen. Das Warum. Was war mit dem einzelnen? War er nicht mehr wert als das Schicksal?Hatte Schicksal seinen Eigenzweck wem sollte es denn dann nützen? Warum es unterstützen? Der kranke Thorben, wäre vielleicht gütiger und miteidsvoller gewesen. Dieser Thorben der erstanden war, schien manchmal so hart und kalt. Es trug ihn, das Gars, um es leiden zu lassen. Der Prinz der Turanen hatte sterben wollen, und lebte nun. Die Gars, das Opfer, das Wissen der Jahrhunderte war verloren gegangen wegen  einem Einzigen. Die Gars waren doch mehr wert gewesen. Wohin das Gars sah, sah es den Verrat. Was immer es geliebt hatte war verraten worden, hatte es selbst auch verraten. Seine Art, Thorben, die Dramms. Es hatte recht handeln wollen und nun blieb der fade, schmutzige Geschmack des Verrats. Es fühlte sich nicht gut an. Das Gars war verletzbar geworden, wo Stärke hätte herrschen sollen. Doch aus Schwäche konnte Stärke geboren worden hieß es in den alten Büchern. Das Gars hatte keine Lust nur eine Spielfigur zu sein. Viel lieber würde es spielen wollen. Warum es nicht einfach probieren? Die Gars waren noch nie ein dummes Volk gewesen und eines war ihm klar. Ein Opfer war auch ein Täter. Jedes Opfer hatte auch seinen Spielraum, aber würde Thorben das auch verstehen?




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