Das Spiegelbild


Der Reiche sieht in den Spiegel und sieht nicht sein Gesicht,
denn es blinkt vor Gold und  Silber, das behindert die Sicht.
Sagt zu sich selbst, er müsse einfach wertvoll sein!
Fehlen Liebe und Freude Gott Mammon kauft sie ein.
Als könne Gold den Wert des Menschen wiegen -
glaubt felsenfest, er kann die Wahrheit besiegen.

Der Gläubige sieht in den Spiegel und sieht nicht sein Gesicht,
weil sein Heiligenschein sich im Spiegel bricht!
Er sucht Gottes Antlitz, glaubt fest es ist seins!
Mordet im Auftrag Gottes, im Namen des Kains.

Der Mittläufer sieht in den Spiegel und sieht nicht sein Gesicht,
denn Trittbrettfahrer haben es nicht.
Er schlägt seinen Nächsten, misshandelt wie er will!
Und ist er nicht radikal, sieht er zu und ist still.
Er begeht nie ein Unrecht handelt im Namen der Zeit -
Trittbrettfahrer  leben in der Ewigkeit.

Der Gerechte sieht in den Spiegel und sieht lauter Blut -
war das die Wahrheit? Verlässt ihn sein Mut?
Ist es sein Eigenes oder das des Andern?
Ist es nicht egal?  Er muss seinen Weg wandern!
Er richtet so oft, richtet nach seinem Ermessen,
doch in der Nacht kommen die Träume - aber die kann er am Tage vergessen.

Es gibt einen Spiegel, der zeigt, wie der Mensch ist.
In den will man nicht sehen, den will man nicht!
Denn sähe man in ihn, müsste man über sich selber richten -
und würde nicht mehr andere vernichten.
Mit des Auges Täuschung glaubt man viel zu sehen -
aber vor den Spiegel der Seele sind nur  wenige bereit zu gehen
.
      
                                                                                Astrid Eifel-Gerber

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