Teil 4
Mit großen Augen stand jezt das Riesenkind vor seinem
Puppenregal, nahm das Wichtelmännchen behutsam in seine Hände
und schaute ihn fragend an.
Jetzt war es zu spät, dachte " Naselang", räusperte sich und
begann zitternd und weinend sein Leben und seine mißliche Lage zu
erzählen. Gleizeitig erzählte er von seinem schrecklichen
Heimweh nach seiner Heimat, die es ja wohl nicht mehr geben würde.
Er hatte sich nicht in diesem Menschenkind getäuscht, es war
lieb und verständnisvoll und gar nicht böse und brutal, wie
es sich die Tiere im Wald immer über die Menschen erzählt
hatten.
Es war Wochenende und somit mußte Marina, so hieß das
kleine Menschenkind, nicht zur Schule und sie hatten Zeit, über
eine Lösung nachzudenken.
Es war Sommer und an jedem Sonntag unternahm die Familie von Marina
Etwas zusammen. Da ihr Vater viel beruflich unterwegs war und nur am
Wochenende für seine Familie Zeit hatte, durften an diesen Tagen
die Kinder sich etwas wünschen. Wie durch ein Wunder war an diesem
Tag Marina mit ihrem Wunsch an der Reihe. Die Lösung war ganz
einfach. Sie würde sich einfach wünschen in einen Wald ein
Picknick zu veranstalten. Natürlich sollte es ein Ort sein,
mit vielen großen Tannen, Lärchen, Fichten und vielen
verschiedenen Laubbäumen und natürlich mit einem klaren
Bächlein in der Nähe. Sie kannte bereits eine solche
Umgebung, da ihr Bruder ein Naturbursche war und sich gerne
Spaziergänge an der frischen Luft wünschte. Sie
persönlich fand diese Unternehmungen immer etwas fade, aber
diesmal war es ja für einen guten Zweck und sie wollte diesem
kleinen " Naselang" helfen in eine neue Heimat zu kommen.
Die Familie wurde zum gemeinsamen Früstück gerufen, dann
sollte auch der gemeinsame Familienausflug geplant werde.
Marina machte nun den Vorschlag, einen Waldspaziergang zu machen, mit
anschließendem Picknick. Die Familie machte große Augen, da
ansonsten Schwimmen, Vergnügungspark oder Kino, Eisessen usw. auf
ihrem Programm stand. Somit wurde einstimmig beschlossen bei
schönem Wetter etwas frische Luft zu tanken.
Gesagt, getan, vor lauter Aufregung, konnte das Wichtelmännchen
nicht schlafen und nicht mehr ruhig sitzenbleiben, doch Marina verstand
es ihn abzulenken und ihn aufzuheitern.
Hoffentlich regnet es morgen nicht, oder es kommt doch etwas anderes
dazwischen, dachte unser " Naselang".
Am anderen Morgen schien wieder die Sonne hell und strahlend durchs
Fenster. Noch vor dem Gezeter der Spatzen der stadt wurde " Naselang"
wach, weckte aufgeregt das kleine Menschenkind und wünschte sich,
das es bald losgehen würde. Die Zeit wurde ihm lang und
länger. Das Frühstück zog sich endlos lange hin. Doch
nun endlich ging es los. Marinas Mutter packte den Picknickkorb, der
Vater lud alles in so eine Blechkiste und Marian verstaute das
Wichtelmännchen behutsam in ihrer Jackentasche und beide hofften,
daß nun nichts mehr schiefgehen würde.
Die fahrt zum entsprechenden Wald, dauerte unserem " Nasealng" viel zu
lange. Das Ziel war endlich erreicht, alles wurde ausgeladen und alle
begaben sich auf die Suche nach dem idealen Pichnickplatz. Man kam an
vielen schönen Orten vorbei, doch Marina paßte immer irgend
eine Kleinigkeit nicht. So zog die Familie tapfer weiter. " Naselang"
bangte und hoffte und platzte faßt vor lauter Neugierde, seine
neue Heimat kennezulernen.
Endlich, nach endloser Zeit, spürte der kleine Wichtel, das hier
der ideale Platz sein müßte, denn Marina bewegte sich nicht
mehr. Sie setzten sich und begannen mit dem Pichnick. " Naselang"
hörte Stimmen, Geschirr klappern und da war etwas im Hintergrund
nicht das Rauschen eines Baches. Er hörte Vögel zwitschern,
Grillen zirpen und schon dachte er, er könne frische Luft atmen.
Marina stand nun auf und bewegte sich von den Stimmen weg. Nach einer
Weile zog sie ihn vorsichtig aus der Jackentasche.
Das Licht war so grell und strahlend, überall standen Bäume,
einer schöner als der andere, ein Bächlein gluckste in der
Nähe, die Luft war frisch und klar. Ganz in der Nähe standen
Preiselbeerbüsche, wilde Brombeerhecken und dort hinten war eine
riesige Blumenwiese. Selbst verschiedene Waldkräuter konnte er in
der Nähe erkennen. Da hinten standen doch zwei Rehe und viele
verschiedene Vögel zwitscherten fröhlich durcheinander. Sie
flogen dem Himmel entgegen und waren vogelfrei.
Raschel, da hüpfte gerade ein Häschen vorbei, das neugierig
schaute. Unter der größten Tanne im Wald war ein
Ameisenhügel. Die Ameisen liefen emsig umher. Auf der Blumenwiese
summten unzählige Bienchen, die den Nektar aus den wilden Blumen
für ihren Honig sammelten.
Das kann doch nicht sein, dachte er, hier bin ich im Himmel. Hier werde
ich mich sicher wohlfühlen und bestimmt neue Freunde finden.
Da es langsam Abend wurde und es noch ein langer Weg bis nach Hause
für die Familie von Marina war, kam die Stunde des Abschieds. Es
war ein herzlicher und dankbarer Abschied, obwohl die Beiden doch so
verschieden waren. Marina versprach immer wieder zu kommen und "
Naselang" versprach dem kleinen Menschenkind, immer da zu sein, wenn
sie ihn brauchten sollte. Seine Magie würde ihr jederzeit bei
allen Krankheiten helfen.
Schnell lebte sich das Wichtelmännchen " Naselang" in seiner neuen
Heimat ein, fand neue und auch alte Freunde seiner Heimat und eine viel
schöneren und viel größeren Wohntannenbaum, mit einer
viel komfortableren Wohnung.
Alles war perfekt.
Wie früher stand er vor den Vögeln auf, wanderte durch seine
zweite Heimat, hatte immer nette Worte auf den Lippen und
trällerte lustige Liedchen. Wie immer half er den Tieren die in
Not waren und freute sich, daß er mit seiner magischen Kraft und
dem Wissen über die Heilkraft von Kräutern so viel Gutes tun
konnte.
Abends saß er auf einem Tannenast, trank sein
GläschenPreiselbeerwein, rauchte sein Pfeifchen, hörte den
Tierkonzerten zu und freute sich auf die kommenden Tage.
Seinen selbstgemachten Schlaftrunk, nahm er jedoch auch bei
stärksten Erkältungserscheinungen nicht mehr, denn man
wußte ja nicht, was dann noch alles passieren würde.
Marina kam oft zurück zu dieser Stelle und zu ihrem
Wichtelmännchen und sie wurden gute und treue Freunde.
" Naselang" konnte ihr sehr oft durch seine magischen Kräfte
helden und Marina war immer dankbar darüber.
Auch die Tatsache, das die beiden verschieden waren und beide in
anderen Welten lebten, konnte sie nicht auseinander bringen.
Du solltest nie Angst haben vor etwas was Du nicht kennst, solltest
Dich immer über alles informieren und Deine Erfahrungen immer
selbst machen. Glaube nicht immer alles was Andere sagen, mache dir
selbst ein Bild von Allem. Und denke daran, das auch verschiede
Menschen, die ganz verschieden leben und glauben, trotzdem gute und
treue Freunde sein können.
Geschrieben für meinen Sohn Pascal von Deiner Mutter Anja
Munch
Tawern, 13. Februar 1996