11. Das Labyrinth
So ging er heinein in den Irrgarten
der Rosen und schon bald stand er vor einer Hecke. Falken hätte
umkehren können, aber er hatte beschlossen, koste es was es wolle,
er würde kein Hindernis scheuen. So kämpfte er sich durch
eine Wand von Rosen nach der anderen. Sein Gesicht, seine Arme wurden
von den Rosen verletzt. So verging ein Tag und auch ein zweiter. Am
dritten Tage als er sich ermüdet hinlegen wollte, fand er auf
einem
Rosenblatte sitzend die Elfe. Freudig dah sie ihn an, den, der kein
Hindernis umgangen hatte, den Mann der der gefühlt hatte, dass
kein Weg zu ihr führen würde, außer dem seinen. Der
Irrgarten war so angelegt, dass man sich verlaufen musste, denn Anfang
und Ende wuchsen zusammen sobald er betreten wurde, ebenso wie alle
weiteren Wege. Nur der, der die Kraft besaß die Hecken zu
durchdringen, hatte den Mut der Verzweiflung , das Überwinden der
Angst. Schweigsam wies die Elfe ihm den Weg zu einer Höhle, die am
Fuße eines Berges lag, dem höchsten Berg des Landes, dess
Labyrinthes, dessen Bewacherin sie war, die Hüterin des Wissens
der Erde. Erstaunt hielt Falken inne. Jenen Berg hatte er nicht gesehen
und plötzlich ward ihm gewahr, dass manches seinen Augen
verschlossen geblieben war, dass gefühlt werden musste. Dann
betrat er die Höhle und mit ihr die Bibliothek von Trueland, jenes
Wissen ohne Anfang und Ende, denn stetig schuf die Erde neue Werke in
goldenen Einbänden, reich geschmückt mit Edelsteinen, dem
warmen Feuer der Rubinen, dem Glitzern und Gleißen der Diamanten,
den grünen Lichtern der Smaragde, dem Blau der Saphire. In jenen
Büchern stand geschrieben die Weisheit der Erde, vom Wirken des
Lebens. Was Falkens Verstand nicht begreifen wollte, wurde ihm
erklärt durch die Antworten der Elfe Fanfar. Doch die Zeit der
Menschen ist kurz, ein Menschenleben im Vergleich zum Leben der Erde,
gelcih einer Sekunde im Vergleich zu Jahrhunderten. Falken wandelte
sich vom jungen Mann, zum reifen Mann. Seine Haare ergrauten, seine
Kraft nahm ab. Wahrlich wurde sein Blick mit der Zeit heller und er
vollzog die letzte Wandlung- zum weisen Alten. Er hatte Dinge gelesen
und gesehen, die noch kein anderer Mensch wahrgenommen hatte, wusste
aber auch , dass was geschenkt wurde, gelöscht werden konnte. Was
würde aus seinem Wissen werden? Ausgelöscht würde es
sein mit denm Ende seines Lebens und eines Tages spürte er
die Müdigkeit des Todes. Die Antwort auf seine Fragen fühlte
er, konnte ihm nur der Berg über Trueland geben, der höchste
Berg des Landes, seine letzte Wanderung. so brache er auf, getrieben
von der Zeit, geschwächt durch sein Alter. Anfänglich war der
Aufstieg einfach, doch je höher er gelang, umso mühseliger
wurde sein Weg. Der kahle Fels schnitt in seine Finger und Hände
und plötzlich öffnete der Himmel seine Pforten, Regen
peitschte ihm entgegen, mehr blind als sehend erfühlte er sich
seinen weiteren Aufstieg. Seine Kleidung sog sich voll und es
dünkte ihm, als wolle sie ihn in die Tiefe zerren. Doch stetig
kämpfte er sich wieter. Er sah den Berggipfel. Nicht mehr lange,
dann würde er ihn erreichen. Er musste es schaffen. Was würde
sonst aus jenen werden, die ihn auf seinem Wege in Gedanken begleitet
hatten. Durfte es sein, dass eine einzige Verfehlung alles vernichtete.
Neine, sie sollten seine Zukunft sein. Da rutschte er aus, fiel und es
vereinten sich alle Windsbräute, er ward über Wolken gehoben,
getragen von ihnen, da sie ihn auserkoren hatten. Er ritt über
Wolken, getragen von unsichtbaren Händen und ward auf einmal frei,
frei wie der Falke im Fluge, flog alleine gefolgt von einem grauen
Heer, den Windsbräuten, er- der Herr des Windes. Die Bibliothek
von Trueland, ihr Wissen, so konnte er es weitergeben. Gefunden hatte
er seinen Weg, sein Leben und als er nach unten sah, erkannte er
Bäume und Menschen, es gab keine Hindernisse mehr, keinen Wald des
Vergessens
Höre auf den Wind. Er weiß Dinge des Lebens und teilt sie
mit, durch das Wiegen der Blüten, durch sein Streifen über
Kornfelder, durch das Herbstblatt getrieben von ihm. Beständig
erzählt er, höre auf ihn, fühle ihn. Vielleicht wird er
Dich einmal umstreichen, Dich liebkosen um zu zeigen, dass Du auch
eines seiner Kinder bist. Vielleicht wird er auch einmal an Deiner
Türe pochen um zu mahnen, zu erinnern und vielleicht wird er Dir
einmal eine unsichtbare Mauer bauen, von der er hofft ,dass sie
durchbrochen wird.
zur
Fortsetzung